Hartz IV: Fördern statt verwalten – Pressemitteilung von Hilde Mattheis

28. Mai 2018

Hartz IV: fördern statt verwalten

Berlin, 28. Mai 2018 – Der Bundesregierung zufolge sind die Kosten für Hartz IV-Bürokratie um 911 Millionen Euro angestiegen. Dieses Geld, welches für Weiterbildung und Qualifizierung von Arbeitslosen vorgesehen war, wird in den Verwaltungshaushalt der Jobcenter umgeschichtet. Die Bundestagsabgeordnete Hilde Mattheis, Vorsitzende des Forums Demokratische Linke 21, sieht darin einen weiteren Beleg, dass das Hartz IV System komplett reformiert gehört.

„Der Gedanke des „Forderns und Förderns“ ist bei Hartz IV schon lange ein „Fordern und Verwalten“ geworden.“, monierte Mattheis. „Die Komplexität des gesamten Arbeitslosensystems führt nicht dazu, Menschen schneller in Arbeit zu vermitteln, sondern es wird nur Geld von einer Verwaltungsstelle in die nächste verschoben und die Lebensumstände der Antragsteller werden bis ins Detail geprüft.“

Zu den hohen Verwaltungskosten innerhalb der Jobcenter kommen zahlreiche Klagen gegen Hartz IV Bescheide, im Jahr 2017 waren es rund 110.000, wovon rund 40% in Teilen oder vollständig erfolgreich sind.

„Es ist klar, dass das ganze System reformbedürftig ist.“, erklärte Mattheis. „Wir müssen massiv entschlacken, d.h. weg mit den Sanktionen, Vereinfachung der Formulare und ein stärkerer Fokus auf die tatsächliche Qualifizierung und Weiterbildung mit sinnvollen Angeboten, die zu den Biografien der betroffenen Personen passt. Wir müssen viel stärker als bisher in die Menschen investieren anstatt in die Verwaltung ihrer Armut.“

 

 

Lothar Bindings Gastbeitrag im Handelsblatt

23. Mai 2018

Statt Steuern zu senken muss die Politik jetzt gezielt investieren

Der Staat sollte aus der Geschichte lernen und in der derzeitigen Boomphase auf neue Ausgabenprogramme und Steuersenkungen verzichten.

Aktuell erlebt Deutschland eine konjunkturelle Boomphase. Das Bruttoinlandsprodukt wächst, die Auslastung der gesamtwirtschaftlichen Kapazitäten ist exzellent.

Mehr erfahren? Hier gibt es den gesamten Gastbeitrag von Lothar Binding im Handelsblatt vom 22.05.2018.

Aufruf: Durch Haushalts- und Steuerpolitik zu mehr Gerechtigkeit und Solidarität!

15. Mai 2018

In der Haushalts- und Steuerpolitik muss sozialdemokratische Handschrift sichtbar sein. Die SPD hat u.a. damit für den Eintritt in die Große Koalition geworben, dass das Finanzministerium unter SPD-Führung kommen könnte und damit andere Weichenstellungen möglich würden als dies unter einem Finanzminister Schäuble der Fall wäre.

Die Einhaltung der Schuldenbremse zur Richtschnur der Haushaltsplanung zu machen und gleichzeitig die sprudelnden Steuereinnahmen zur Glättung der kalten Progression verwenden zu wollen, sind keine anderen Weichenstellungen. Diese beiden Zielsetzungen des jetzigen Finanzministers Scholz bedeuten keine zukunftsweisende Politik für mehr Gerechtigkeit und Solidarität. Diese Politik führt nicht zur Stärkung des Staates und setzt nicht auf gesamtgesellschaftliche Stabilität und einen längerfristig nachhaltigen Haushalt. Dies ist eine Politik bestenfalls des „Weiter so“.

Denn:

  • in Zeiten sprudelnder Steuereinnahmen darf nicht durch eine verteilungspolitisch falsche Maßnahme wie die Glättung der sogenannten Kalten Progression, durch die insbesondere höhere Einkommen entlastet würden, der Staat auch noch geschwächt werden.
  • in Zeiten sprudelnder Steuereinnahmen geht es nicht nur darum, für schlechte Zeiten vorzusorgen, sondern vor allem gleichzeitig gezielt in die wichtigsten staatlichen Aufgaben wie Bildung, Gesundheitsversorgung und Ausbau der Infrastruktur zu investieren.

Jetzt gilt es, die staatliche Handlungsfähigkeit zu stärken. Zentrale Aufgabe sozialdemokratischer Haushaltspolitik muss es sein, die Investitionsquote konjunkturunabhängig deutlich zu erhöhen. Auf mittlere Sicht müsste jedes Jahr ein mittlerer zweistelliger Milliardenbetrag investiert werden. Wir brauchen einen höheren Investitionspfad und antizyklisches Handeln in der Krise. Steuersenkungen können wir uns nicht leisten. Die einhergehenden Mindereinnahmen schwächen nur die staatliche Investitionsfähigkeit.

  1. Wir brauchen mehr öffentliche Investitionen in Bildung, Gesundheit, Klimaschutz, Verkehr und Wohnungsbau. Diese müssen entweder über Kredite und/oder höhere Steuern auf große Einkommen und Vermögen finanziert werden.
  2. Wer die Einkommenssituation von abhängig Beschäftigten verbessern will, der muss ihre Verhandlungsmacht stärken.
  3. Dafür brauchen wir eine politische Stärkung des Tarifsystems von oben. Die SPD muss darauf drängen, dass die Allgemeinverbindlichkeit von Tarifverträgen erleichtert wird und dafür sorgen, dass Tarifverträge so lange kollektiv nachwirken bis ein neuer Vertrag an ihre Stelle tritt. Eine stärkere Tarifbindung bringt den Beschäftigten mehr als Steuersenkungen (Abbau der kalten Progression).
  4. Steuern müssen jetzt mindestens auf der gleichen Grundlage erhoben werden, wenn nicht sogar für Bestverdienende und Vermögende angehoben werden, auch um gewappnet zu sein für eine – wann auch immer kommende – Wachstumsdelle oder Schrumpfung.
  5. Jetzt muss Armut im eigenen Land bekämpft werden z.B. durch Korrekturen bei Hartz IV.

Die Mehrheit der SPD-Mitglieder hat einer weiteren Großen Koalition zugestimmt! Aber nicht, um zu erleben, dass bessere CDU-Politik gemacht wird, sondern damit mehr sozialdemokratische Politik im Regierungshandeln gewährleistet wird!

DL21-Bundesvorstand

Hilde Mattheis, MdB, DL21-Bundesvorsitzende, Ulm

Knut Lambertin, Stellvertretender DL21-Bundesvorsitzender, Pankow

Lino Leudesdorff, Stellvertretender DL21-Bundesvorsitzender und Ortsvereinsvorsitzender SPD Frankfurt-Höchst, Frankfurt

Ulrike Breth, Mitglied im DL21-Bundesvorstand, Koblenz

Alf-Tomas Epstein, Mitglied im DL21-Bundesvorstand und Sprecher der DL21 Hamburg, Hamburg

Christian Kleiminger, Mitglied im DL21-Bundesvorstand, Rostock

Prof. Dr. Dietmar Köster, MdEP, Mitglied im DL21-Bundesvorstand, Wetter

Mechthild Rawert, MdB a.D., Mitglied im DL21-Bundesvorstand, Berlin

Hauke Schmiegel, Mitglied im DL21-Bundesvorstand, Bremerhaven

Stefan Stache, Mitglied im DL21-Bundesvorstand, Publizist und Berater, Hannover

Josephin Tischner, Mitglied im DL21-Bundesvorstand, Dortmund

Simon Witsch, Mitglied im DL21-Bundesvorstand und Sprecher der Jusos Frankfurt, Frankfurt

 

Unterschriften

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