Anträge zum Bundesparteitag am 25. Juni 2017

25. April 2017

Am 25. Juni 2017 wird auf dem SPD-Bundesparteitag in Dortmund das Regierungsprogramm für die Bundestagswahl 2017 beschlossen. Antragsschluss ist der 23. Mai 2017.

Wir stellen euch hier Anträge, die unsere Mitglieder in ihren Gliederungen, basierend auf unseren Programmbausteinen erstellt haben, zur Verfügung. Gerne veröffentlichen wir hier auch eure Anträge, wenn ihr sie uns an info@forum-dl21.de schickt. Anträge finden sich außerdem auch auf der Seite der Jusos Laatzen. Auch dort könnt ihr eure Anträge veröffentlichen, um sie möglichst vielen Genossinnen und Genossen zugänglich zu machen.

Antrag Internationales_UB Bonn

Antrag Soziales_Frankfurt_Jusos

Antrag Steuergerechtigkeit_Frankfurt_Jusos

Rentenantrag UBV

Rente Distrikt Bramfeld

Antrag_Rente_SPD Laatzen

Antrag_Ceta_Beschluss KV LÖ

2017_05_19 Umwelt

2017_05_19 Steuern

2017_05_19 SGB II

2017_05_19 Rente

1_Antrag STEUERN_Beschluss KV LÖ

2_Antrag_RENTE_Beschluss KV LÖ

3_Antrag_GESUNDHEIT_Beschluss KV LÖ

4_Antrag_BILDUNG_Beschluss KV LÖ

5_Antrag_WOHNEN_Beschluss KV LÖ

6_Antrag_FLUCHT_Beschluss KV LÖ

7_Antrag_ARBEIT_Beschluss KV LÖ

8_Antrag_INFRASTRUKTUR_Beschluss KV LÖ

9_Antrag_Landwirtschaft_Beschluss KV LÖ

OVM Antrag Tarifvertragssystem Allgemeinverbindlichkeitserklärung aoBPT

OVMeßstetten Änderungsanträge beschlossen Programmentwurf 2017-05-15

OVMeßstetten Antrag Bürokratie abbauen Sanktionen aoBPT

SPD OV_WEICHS_ANTRAG_1_BUNDESPARTEITAG_INVESTITIONEN_HAUSHALT_FINANZEN

SPD OV_WEICHS_ANTRAG_3_BUNDESPARTEITAG_RENTENPOLITIK

SPD-OV_WEICHS_ANTRAG_2_BUNDESPARTEITAG_ARBEIT_SOZIALPOLITIK

Änderungen Leitantrag2017-BW-Programm

Änderungsanträge III der ASJ Regierungsprogramm 2017

Außerdem findet ihr hier unsere Programmbausteine, die ihr als Grundlage für weitere Anträge nutzen könnt.

Friedensförderung: Ein Konzept für die deutsche internationale Politik – kein Instrument des Krisenmanagements

20. April 2017

von Cay Gabbe

Die Bundesregierung sollte nicht nur den Aktionsplan aktualisieren, sondern mutig ein Konzept für die Friedensförderung verabschieden – als Richtschnur für die gesamte deutsche internationale Politik. Der Deutsche Bundestag sollte einen Ausschuss für Friedensförderung einführen.

Es war gut, dass das Auswärtige Amt den Review-Prozess angestoßen hat. Es war gut, dass daraus u.a. die Konsequenz gezogen worden ist, die Krisenprävention zu stärken und es ist begrüßenswert, dass der 13 Jahre alte „Aktionsplan Zivile Krisenprävention, Konfliktlösung und Friedenskonsolidierung“ durch neue Leitlinien auf der Grundlage eines breiten Diskurses ersetzt werden soll.

„Krisenprävention“ oder „Krisenengagement“ sind jedoch nur ein Schritt. Ihr Denken, ihre Strategien sind von der Zielrichtung her eingeengt – Prävention will Negatives verhindern, ist aber kein primärer Wert wie Frieden, der mehr beinhaltet als die Abwesenheit von gewalthaften Konflikten. Zwar brauchen Gewalt und Terror ein klares Nein. Es ist aber zu wenig, nur etwas zu verhindern und/oder – nachdem das „Kind in den Brunnen gefallen ist“ – den Konflikt zu lösen und erst dann Frieden zu konsolidieren. Das ist allenfalls der halbe, der in der Regel zu späte Weg. Die Politik darf an diesem Punkt nicht stehen bleiben. Es geht darum, aus dem Nein des Präventionsbegriffs heraus zu kommen und politisch Handlungsräume zu schaffen, in denen sich Frieden entwickeln kann – zwischen den Staaten und innerhalb der Gesellschaften.

 

Nicht von den Krisen, sondern vom Frieden her denken

Nach zwei Jahrzehnten, in denen krisen- und sicherheitsorientiertes Denken mit umstrittenen Ergebnissen im Vordergrund stand, ist die Zeit reif für einen neuen Ansatz/für einen Paradigmenwechsel – wir dürfen nicht mehr von Konflikten und  Krisen, sondern müssen vom Frieden her denken. Das ergibt sich auch aus der diesjährigen Friedensbotschaft von Papst Franziskus. Die im September 2015 von den Staats- und Regierungschefs der Welt bei den Vereinten Nationen beschlossene Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung stellt fest: „Wir sind entschlossen, friedliche, gerechte und inklusive Gesellschaften zu fördern, die frei von Furcht und Gewalt sind. Ohne Frieden kann es keine nachhaltige Entwicklung geben und ohne nachhaltige Entwicklung keinen Frieden.“

Deshalb wäre es gut, wenn die Bundesregierung nicht nur den bisherigen Aktionsplan aktualisieren, sondern mutig ein Konzept der Friedensförderung als Richtschnur für die gesamte deutsche internationale Politik vorlegen würde. Es würde für alle Politikbereiche der Bundesregierung (Außen- und Sicherheitspolitik, Außenwirtschaft, nachhaltige Entwicklung, Umwelt und Klima usw.) gelten. Für die zentrale Steuerungsfunktion des Auswärtigen Amts ist es unverzichtbar. Deshalb liegt es – nach den organisatorischen Konsequenzen im Anschluss an den Review-Prozess – im unmittelbaren Eigeninteresse des Amts, jetzt diesen weiteren Schritt zu gehen.

 

Strategisch und politisch unverbraucht: Der Begriff der Friedensförderung

Der Begriff der Friedensförderung hat den Vorzug, dass er sich für ein allgemeines strategisches Konzept eignet, gleichzeitig aber auch für konkrete Politikschritte (z.B. Investitionen in Friedensursachen). Und er ist politisch unverbraucht – das ist als Erkennungszeichen für eine neue Politik oder Akzentsetzung besonders wertvoll. Er sollte deshalb keinesfalls als Instrument des Krisenmanagements  „zur kleinen Münze“ oder zu deren „Anhängsel“ werden.

Ein Konzept der Friedensförderung würde zunächst die wesentlichen positiven Elemente des vorgestellten Friedensbegriffes herausstellen und dann ausführen, mit welchen Instrumenten auswärtigen Handelns Deutschland Frieden fördern und wie es friedensabträgliche Wirkungen vermeiden möchte. Wird Frieden zum Ausgangspunkt und Maßstab politischer Überlegungen genommen, führt das zu anderen Antworten, Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen (z. B. wie Friedensursachen gefördert werden können). Untersuchungen haben das überzeugend gezeigt.

Der von Herrn Dr. Grävingholt  in seinem Beitrag zu Recht geforderte Mechanismus einer Selbstbindung zur Feststellung der „Friedensverträglichkeit des deutschen außenwirksamen Handelns über alle Politikfelder hinweg“ ist der richtige Ansatz. Er sollte um den Gedanken der Friedensförderlichkeit ergänzt werden. Eine solche Selbstbindung wäre leicht zu verwirklichen. Die Bundesregierung müsste lediglich erklären, dass sie dem Bundestag jährlich (oder in einem anderen zeitlichen Rhythmus) einen Bericht über ihre Politik der Friedensförderung im internationalen Bereich vorlegen wird. Dazu würden dann alle Politikbereiche der Bundesregierung beitragen müssen.

 

Ausschuss für Friedensförderung einführen

Falls aufgrund der Umstände und aus zeitlichen Gründen ein strategisches Konzept kurzfristig nicht realisierbar ist, sollten die neuen Regeln sinnvollerweise gleichwohl als „Leitlinien für eine deutsche Politik der Friedensförderung“ verabschiedet werden! Der vorgeschlagene Bericht als Selbstbindung könnte auch dann dort verankert werden. Und das strategische Konzept könnte (zumindest) als Zukunftsaufgabe angekündigt werden.

Auch der Bundestag sollte sich auf eine solche Selbstbindung verständigen und den bisherigen Unterausschuss „Zivile Krisenprävention, Konfliktbearbeitung und vernetztes Handeln“ in einen Ausschuss für Friedensförderung umgestalten, der sich dem friedensfördernden Zusammenwirken aller außenwirksamer Ausschüsse widmet.

 

Cay Gabbe ist Ministerialrat a. D. und  nach langjähriger Tätigkeit für das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung im Ruhestand. Er ist Mitglied im Weltfriedensdienst und in der Bonner SPD zu den Themen Frieden- und Sicherheitspolitik aktiv.

Der Beitrag ist zuerst bei PeaceLab erschienen. Wir danken PeaceLab für die Genehmigung, ihn auch auf unserem Blog zu veröffentlichen.

Bericht DL21-Frühjahrstagung am 31. März und 1. April

4. April 2017

Am 31. März und 1. April 2017 fand in Berlin die DL21-Frühjahrstagung „Linke Perspektive 2017 – Erwartungen an die SPD“ statt.

 

Linke Sicherheitspolitik

Am Vorabend der Tagung diskutierten 50 TeilnehmerInnen mit Harald Baumann-Hasske (AsJ-Bundesvorsitzender), Prof. Dr. Rosemarie Will (Humanistische Union) und Dr. Jan Stöß (SPD-Bundesvorstandsmitglied) über das Thema Linke Sicherheitspolitik. Ausgangspunkt bildete der Terroranschlag vom 19. Dezember 2016 in Berlin und die darauffolgenden Gesetzesverschärfungen.

Diesen stand Harald Baumann-Hasske kritisch gegenüber. Die Regelungen seien eigentlich schon ausreichend, es fehle aber der Vollzug. Die Polizei habe zu wenig Personal und die Zusammenarbeit der Strafverfolgungsbehörden lasse ebenfalls zu wünschen übrig. Zum Fall Anis Amri stellte Baumann-Hasske fest, dass dieser mit hoher Wahrscheinlichkeit in Abschiebehaft genommen hätte werden können, da er schon straffällig geworden sei.  Sehr kritisch äußerte er sich über den Begriff des Gefährders. Denn die meisten Gefährder in Deutschland besäßen die deutsche Staatsbürgerschaft. Sie könnten also gar nicht abgeschoben werden. Wir müssten uns daher fragen, warum sich deutsche Staatsbürger radikalisieren und überlegen, was wir präventiv tun könnten, wo soziale Brennpunkte seien und wieso wir über Sozialarbeit diese Entwicklung nicht erkennen und gegensteuern könnten.

Zudem ging Baumann-Hasske auf das Unsicherheitsgefühl der Bevölkerung ein. Obwohl die Kriminalität in den letzten Jahren abgenommen habe, sei das Unsicherheitsgefühl gestiegen. Das hänge auch mit der fehlen sozialen Sicherheit zusammen. Wenn sie fehle, steige nämlich auch das Unsicherheitsgefühl.

Zum Thema Flüchtlinge erklärte er, das Problem sei nicht die Bewältigung der Unterbringung der Geflüchteten gewesen, sondern die Angst der Politiker, dass die Menschen die Schutzsuchenden nicht aufnehmen wollten.

Prof. Dr. Rosemarie Will sagte, es sei klar gewesen, dass die Sicherheitsgesetze verschärft werden würden, sobald ein Anschlag in Deutschland geschehe. Wie Baumann-Hasske konstatierte auch sie ein Vollzugsdefizit. Sie stellte fest, dass Deutschland sich nach und nach immer weiter in Richtung eines Überwachungsstaates entwickele. In diesem Zusammenhang kritisierte sie auch die Vorratsdatenspeicherung. Diese sei aus bürgerrechtlicher Perspektive höchst bedenklich. Hoffnung gebe allerdings das Urteil der EuGH, das die schwedische Vorratsdatenspeicherung gerade gekippt habe. Es sei möglich, dass auch die deutsche Version wieder revidiert werde.

Mit Blick auf die die Geheimdienste zeigte Will sich äußerst kritisch. Sie forderte, Kompetenzen von Geheimdiensten weg und hin zur Polizei zu verlagern. Sie kritisierte, dass so getan werde, als seien Grundrechte nichts wert und die Befugnisse des Staates immer mehr erweitert würden. Dadurch kämen wir als SPD permanent in die Defensive.

Jan Stöß kritisierte mit Blick auf die Vorratsdatenspeicherung, die Rolle, die die SPD in diesem Zusammenhang gespielt hatte. Es sei nicht die Rolle der SozialdemokratInnen gewesen, die Vorratsdatenspeicherung einzuführen. Der neuen Bedrohung durch den Terrorismus müsse man durch verstärkte Polizeipräsenz begegnen, nicht mit der Einschränkung von Bürgerrechten. Diesen Ansatz verfolge etwa die rot-rot-grüne Koalition in Berlin. Er plädierte außerdem dafür die Debatte nicht um innere, sondern um öffentliche Sicherheit zu führen. Denn auf öffentliche Sicherheit seien die Leute angewiesen, die sich Sicherheit nicht kaufen können.

Einig waren sich alle Teilnehmerinnen, dass weder Videoüberwachung, noch Fußfesseln geeignete Maßnahmen zur Verhinderung von Anschlägen sind. Die DL 21 wird im Sommer eine Veranstaltung zum Themenbereich öffentliche Sicherheit anbieten.

 

Mitgliederversammlung

Am Samstag fand zunächst die Mitgliederversammlung mit Neuwahlen des Vorstandes statt. In ihrer Eröffnungsrede ging die DL21-Vorsitzende, Hilde Mattheis, auch auf die aktuelle Lage der SPD ein. Die GenossInnen dürften sich von der Kritik an der Partei nach der Saarlandwahl nicht beeindrucken lassen. Stattdessen sollten wir uns besser über die zahlreichen Eintritte in SPD und DL freuen und uns davon motivieren lassen.  Umfragewerte seien allerdings keine Wahlergebnisse.

Nachfolgend berichtete sie über die Arbeit der DL21 in den vergangenen zwei Jahren. Der Schwerpunkt habe weiterhin darauf gelegen, die Mitgliedschaft einzubinden und die Basisarbeit zu verbessern. Sie verwies auf die vergangenen Tagungen und zahlreichen Dialog-Veranstaltungen der DL. Darunter auch die Frühjahrstagung in Erfurt 2015, auf der es bei einer rot-rot-grünen Podiumsdiskussion, an der auch Ministerpräsident Ramelow teilgenommen hatte, um die Arbeit dieser progressiven Koalition gegangen war. Die Tagung habe gezeigt, dass Rot-Rot-Grün ein Modell für den Bund sein kann stellte Mattheis fest.

Die Erarbeitung der Positionen für ein linkes Wahlprogramm sei für die DL 21 wieder basisorientiert organisiert worden. Diese werden nun als Vorlage für Anträge angeboten.

Inhaltlich sei es in den vergangenen zwei Jahren neben der Vorbereitung auf die Bundestagswahl außerdem um Vorratsdatenspeicherung, CETA und Flüchtlingspolitik gegangen. Ein weiteres Thema sei die geplante Infrastrukturgesellschaft und die damit verbundene Gefahr von ÖPP. „Wir sind nicht da, um Banken und Versicherungen zu Renditegeschäfte zu verhelfen,“ stellte Mattheis klar.

Mattheis zeigte sich darüber erfreut, dass die Positionen der DL21 mit dem Werben für mehr Gerechtigkeit jetzt wieder im Mainstream der Partei sei. Sie forderte die Anwesenden dazu auf, das Angebot von Martin Schulz, dass die Parteiflügel ihre Forderungen in die SPD einbringen könnten, anzunehmen.

Abschließend verwies sie auf die steigenden Mitgliederzahlen der DL21 und die bestehenden Kooperationen mit AfA, Jusos, AG Mig und den Falken.

Bei den anschließenden Wahlen wurde Hilde Mattheis einstimmig wiedergewählt. Als StellvertreterInnen wurden Knut Lambertin, Lino Leudesdorff, Ulla Meurer und Ülker Radziwill, MdA mit breiter Unterstützung gewählt. Neuer Schatzmeister der DL21 wurde der finanzpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Lothar Binding.

Als BeisitzerInnen wurden gewählt: Ulrike Breth, Alf-Tomas Epstein, Michael Groß, MdB, Rita Hagl-Kehl MdB, Dierk Hirschel, Christian Kleiminger, Dietmar Köster, MdEP, Matthias Miersch, MdB, Mechthild Rawert, MdB, Detlev Pilger, MdB, Hauke Schmiegel, Ewald Schurer, MdB, Stefan Stache, Josephin Tischner, Simon Witsch und Burkhard Zimmermann.

 

Erwartungen an die SPD im Wahljahr 2017

Vortrag und Diskussion mit Frank Bsirske

Am Nachmittag ging es dann an die Erwartungen, die Gewerkschaften, Verbände und NGOs an die SPD haben. Den Auftakt machte der ver.di-Vorsitzende, Frank Bsirske. In seiner Rede ging er auf drei Handlungsfelder ein, die für seine Gewerkschaft zentral seien. 1. Rentenversicherung und paritätische Krankenversicherung, 2. Sichere Arbeit und Stärkung des Tarifsystems, 3. Handlungsfähiger Staat. Dabei traten zahlreiche Überschneidungen zwischen den Zielen von ver.di und der DL21 zutage.

Hinsichtlich des ersten Handlungsfeldes betonte Bsirske die Bedeutung der Sicherung des Rentenniveaus. Dies müsse ab 2020 wieder auf 50 Prozent gehoben werden, der Beitragssatz solle nicht über 25 Prozent steigen. Um das zu ermöglichen, müsse der Bundeszuschuss jährlich um 32, Milliarden Euro erhöht werden.  Außerdem müsse die Rente von GeringverdienerInnen aufgestockt werden, damit sie über das Grundsicherungsniveau kämen. All diese Forderungen finden sich auch im Programm der DL21 wieder. Bsirske verwies außerdem auf die Erwerbsminderungsrenten, die angehoben werden müssten – ein Punkt, dem die DL21 mit Sicherheit nicht widerspricht.

Mit Blick auf das zweite Themenfeld ging Bsirske vor allem auf die Tarifbindung ein, die verbessert werden müsse. Die Allgemeinverbindlichkeitserklärung von Tarifverträgen solle erleichtert werden. Zudem solle die Mitbestimmung erweitert und prekarisierter Arbeit (Minijobs, Leiharbeit, Scheinselbstständigkeit und sachgrundloser Befristung) entgegengewirkt werden. Auch diese Ziele werden von der DL21 geteilt.

Beim dritten Themenfeld, handlungsfähiger Staat, ging es vor allem um staatliche Investitionen, um etwa das unterfinanzierte Bildungssystem zu stärken und mehr sozialen Wohnungsbau zu schaffen. Hohe Vermögen und Erbschaften müssten daher angemessen besteuert werden, die Abgeltungssteuer solle abgeschafft werden. Er kritisierte außerdem die Fokussierung auf die schwarze Null, was in Zeiten von Negativzinsen nicht haltbar sei. All diese Punkte finden sich auch in den Programmbausteinen der DL21 wieder.

 

Podiumsdiskussion

In der anschließenden Podiumsdiskussion stellten Wilhelm Schmidt (Präsident AWO), Hubert Weiger (Bundesvorsitzender BUND), Ellen Ehmke (Oxfam), Lisi Maier (Deutscher Frauenrat) und Julia Duchrow (Brot für die Welt) ihre Forderungen an die SPD im Wahljahr vor.

Wilhelm Schmidt betonte die Bedeutung von sozialer Gerechtigkeit. Um dies zu erreichen brauche es eine Wiedereinführung der Vermögenssteuer und eine Erbschaftssteuer, die reiche Erben angemessen belaste. Darüber hinaus müsse Bildung von Anfang an, also von der Kita an, kostenfrei sein. Um diese Forderungen durchzusetzen müsse man Bündnisse schmieden und diese nutzen, um Veränderung zu ermöglichen. Innerhalb der SPD müsse es zudem erträglich sein, linke Kritik am aktuellen Kurs zu formulieren.

Julia Duchrow ging auf das Thema Flucht und Migration ein. Hier habe die SPD in der großen Koalition viel Vertrauen verspielt. Eine neue Regierung müsse mehr tun, um Flüchtlinge zu schützen. Das individuelle Recht auf Asyl müsse bestehen bleiben. Wichtig sei außerdem die strukturelle Bearbeitung der Fluchtursachen. Die Politik der der EU müsse in allen Bereichen darauf untersucht werden, ob sie nicht zu weiteren Fluchtursachen führt. Rüstungsexporte müssten gestoppt werden und stattdessen ziviles Engagement gefördert werden

Flucht und Migration war auch ein Thema von Lisi Maier. Sie kritisierte, dass Deutschland zurzeit die schärfste Asylgesetzgebung seit Ende des Zweiten Weltkriegs habe. Durch die Aussetzung des Familiennachzugs hätten Frauen oft gar nicht mehr die Chance, den Gefahren von Krieg und Gewalt zu entkommen, da die Flucht für Frauen besonders gefährlich sei. Die deutsche Familienpolitik betreffend forderte sie das Elterngeld Plus auszubauen, und falsche Fördermodelle, wie etwa das Ehegattensplitting, nicht weiter auszubauen.

Hubert Weiger verwies auf den Zusammenhang von ökologischer und sozialer Gerechtigkeit. Durch den menschengemachten Klimawandel würden Milliarden von Erdbewohnern ihrer Existenzgrundlage beraubt. Um dem entgegenzuwirken bräuchten wir einen starken Staat bzw. eine starke Staatengemeinschaft, die sich nicht als Wegbereiter für Finanzinteressen verstehe, sondern das Gemeinwohl im Fokus habe. Es seien vor allem die Ärmsten, die auf Umweltschutz angewiesen seien. Die Reichen brächten sich nämlich schon rechtzeitig selbst in Sicherheit, die Ärmsten saufen im wahrsten Sinne des Wortes ab.

Ellen Ehmke machte deutlich, dass Gerechtigkeit, nicht ohne weltweite Gerechtigkeit denkbar sei. Wir könnten unseren Wohlstand nicht auf Kosten von Menschen des globalen Südens erwirtschaften. Dazu müsse etwa die Steuervermeidung von Unternehmen angegangen werden. Die SPD sollte sich hier für internationale Regelungen einsetzen (sowohl auf europäischer als auch auf UN-Ebene). Kritisch blickte sie auf das Modell einer großen Koalition. Denn in so einer Regierungskonstellation seien die guten DL-Forderungen nicht durchsetzbar.

 

Liebe Genossinnen und Genossen, auch der neue Vorstand sieht sich in der Pflicht und Tradition, diese breiten Debatten zu führen und für linke Impulse in der SPD zu sorgen. Über eure Unterstützung freuen wir uns.

 

 

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